Zusammen mit Stefan Götz vom Cineplex Amberg, der KEB und dem Wundernetz wollen wir gerne Kinofilme zu den Themen Behinderung und Inklusion mit anschließendem Filmgespräch anbieten. Den ersten Test haben wir am Sonntag gemacht, mit dem Film „Drei von Sinnen.“
Im Film machen drei Freunde ein verrücktes Experiment über Kommunikation: Sie gehen gemeinsam auf die Reise vom Bodensee an die französische Atlantikküste und zelten, trampen, laufen. Dabei verzichtet jeder von ihnen für jeweils eine Woche auf einen seiner Sinne: Jakob ist zu Beginn für eine Woche blind mit abgeklebten Augen. Bart verzichtet aufs Sprechen und David bekommt Kopfhörer mit Störgeräuschen. Nach einer Woche tauschen sie ihre Behinderungen.
Das macht ihnen die Kommunikation untereinander sehr schwer. Ebenfalls nicht eingeplant waren die vielen Regentage auf ihrer Reise und die Auswirkungen von Camping-Essen auf ihre Freundschaft …
Ein spannendes Experiment, bei dem die drei Studenten bald an ihre Grenzen gerieten und die Kommunikation immer mehr auf das Notwendigste reduziert haben. Der Schwerpunkt lag nicht so sehr auf der jeweiligen Sinnesbehinderung, obwohl es auch dazu immer mal sehr gute Szenen gab: z. B. wenn Bart mit abgeklebten Augen in einer Kneipe sitzt und von den Geräuschen fast erdrückt wird. Oder Jakob sich ohne Gehör von vielen Gesprächen ausgeschlossen fühlt.
Sehr witzig: Wenn Jakob, der als einzige gut französisch spricht, gerade in Frankreich seine stumme Woche hat und versucht, seinen Kollegen Texte in Lautschrift aufzuschreiben.
Stefan Götz moderierte zusammen mit Lisa List aus dem Wundernetz die Gesprächsrunde. Ihm liegt das Thema am Herzen, denn: „Ich muss mich ein bisschen hineinversetzen, um Probleme überhaupt zu sehen. Viele einfache kleine Dinge werden einem erst bewusst, wenn man sie erlebt.“ So zum Beispiel ein Türschließer, der zu hoch in der Rollitoilette angebracht war.
Im Amberger Cineplex ist in jedem Kinosaal ein Platz für Rollis reserviert. Wenn mehrere Rollifahrer gemeinsam kommen möchten, können sie das vorher anmelden, dann kann jeweils eine komplette Sitzreihe gesperrt werden.
Hier ein paar Fragen und Eindrücke von den Besuchern:
Auf Lisas Frage: „Auf welchen Sinn würden Sie am ehesten für eine Woche verzichten können?“ antworteten die meisten: Das Sprechen. Am schwerwiegendsten wurde der Verlust des Sehvermögens empfunden.
Einem Zuschauer machte der Film Lust auf Selbsterfahrung. Er hatte bereits an Schweigeexertitien teilgenommen: „Man lernt viel über sich selbst weil man weniger Ablenkung hat.“ Durch den Verlust eines Sinnes ist man stärker mit sich selbst konfrontiert.
Eine Kinobesucherin empfand den Film als ein gutes Beispiel dafür, wie leicht Kommunikation misslingen kann, wenn man sich nicht mit allen Sinnen auf andere einstellt.
Ein paar offene Fragen aus unserem Gespräch:
Ob es leichter ist, auf einen Sinn zu verzichten, wenn man das von Geburt an gewöhnt ist? Kommt man dann irgendwann an den Punkt: „Ich bin jetzt so und ich bin zufrieden mit dem, was ich hab.“
Ein abschließender Gedanke: „Mitleid kann man mit jedem haben, egal ob mit oder ohne Behinderung.“
Das Kino war nur wenig besucht, da der schöne Sommertag und viele Feste überall die Leute nach draußen lockten. Aber: Wir planen neue Termine im Herbst, wenn uns das Wetter wieder mehr in ein behagliches Kino zieht!